Lehrkooperation SAGE und Ignatz-Bubis-Lehrstuhl für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums
Die Antike ist ein integraler Bestandteil in der soziopolitischen und historischen Entwicklung des europäischen wie globalen Judentums. Durch die Ausbreitung der griechisch-hellenistischen Großreiche und des Römischen Reichs traten diese in unmittelbaren Kontakt zur ältesten abrahmitischen Religion, was sich in vielfältiger Weise niederschlug. Dabei reichte die Spannweite von einem fruchtbaren, transkulturellen Austausch und harmonischen Zusammenleben bis hin zu extremer Gewalt durch soziale, politische und religiöse Spannungen, wie der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jüdischen Krieg (66–73 u.Z.).
Doch gerade dieses Konglomerat an Gewaltexzessen und Kohabitation dient als zentraler Erklärungsbaustein in der Entwicklung des Judentums in seiner heutigen Ausprägung. Insbesondere das jahrhundertelange, friedvolle Zusammenleben mit anderen antiken Gesellschaften zog eine fruchtbare Akkulturation und Kooperation nach sich (zu sehen in der Synagoge von Ostia Antica), die letztlich auch zur Bewahrung des Judentums beigetragen haben.
Zur Erklärung dieser historischen Dynamiken und Konstanten wurde eine Lehrkooperation zwischen dem Ignatz-Bubis-Stiftungslehrstuhl und dem Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik geschlossen. Dazu wird in jedem Semester mindestens eine Lehrveranstaltung angeboten, die die Geschichte des Judentums unter einem althistorischen Schwerpunkt thematisiert. Die Anrechnung wird sowohl für Studierende der Hochschule für Jüdische Studien als auch für Studierende des Historischen Seminars und des Seminars für Alte Geschichte und Epigraphik möglich sein.
Am Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik hat die Beschäftigung mit dem antiken Judentum eine lange Tradition, die besonders mit dem Namen von Prof. Dr. Eugen Täubler verbunden ist, der von 1925-1933 den Lehrstuhl für Alte Geschichte am SAGE der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg innehatte und sich besonders mit der Geschichte des Alten Israel befasste. Wir freuen uns sehr über diese Kooperation und auf reges Interesse an den Lehrveranstaltungen!
Bisheriges und kommendes Kursangebot
Wintersemester 2024/2025:
(Trans-)Religiöse Diversität?- Formen jüdischen und römischen Zusammenlebens in der Antike am Beispiel von Rom und Ostia (mit Exkursion) (Dr. Andreas Hensen / Christopher Decker, M.A.)
Sommersemester 2024:
Alterität, Stereotype und Feindbilder – Wahrnehmungen des Judentums in Antike und Moderne (Christopher Decker, M.A. / Lukas Stadler, M.A.)
Wintersemester 2023/2024:
Deutsche Antikenbilder des langen 19. Jahrhunderts (Dr. Jonas Osnabrügge / Lukas Stadler, M.A., M.A.)
Jerusalem, Alexandria und Rom von Pompeius bis Hadrian (Prof. Dr. Johannes Heil / Christopher Decker, M.A.)