Geschichte des Seminars
Das Fach Alte Geschichte wurde an der Universität Heidelberg im Wintersemester 1887/88 eingerichtet. Es war in der Anfangszeit noch institutionell mit dem Nachbarfach Klassische Archäologie verbunden, wurde aber bereits 1928 von diesem getrennt. Danach bestand das Seminar für Alte Geschichte als selbständige Institution, bis es im Jahre 2004 Teil des Zentrums für Altertumswissenschaften wurde.
Bei Alfred von Domaszewski (in Heidelberg 1887-1924 tätig) lag der Forschungsschwerpunkt im Bereich der römischen Epigraphik und Heeresgeschichte, bei Eugen Täubler (1925-1933) in der römischen Verfassungsgeschichte und in den Beziehungen des Judentums zur klassischen Antike. Täubler gab 1933 aus Protest gegen die antisemitische Politik des nationalsozialistischen Regimes seinen Heidelberger Lehrstuhl auf. Sein Nachfolger Fritz Schachermeyr, dessen kurze Tätigkeit in Heidelberg (1936-1940) stark durch die zeitbedingten ideologischen und politischen Strömungen beeinflusst war, beschäftigte sich vornehmlich mit der ägäischen Frühgeschichte, Hans Schaefer (1942-1961) mit der griechischen Verfassungsgeschichte, Jacques Moreau (1960-1961) mit der Geschichte der späteren römischen Kaiserzeit.
Einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des Seminars, aber auch für die deutsche Althistorie insgesamt, stellte der tragische Flugzeugabsturz vom 23. September 1961 dar. An diesem Tag starben während einer Exkursion in der Türkei die Professoren Hans Schaefer und Jacques Moreau sowie ihre Mitarbeiter und Schüler Christoph Bulst, Martin Friedenthal, Roland Maier, Gerhard Müller, Siegfried Ries, Hans Hermann Rohrbach, Peter Sattler und Leo Teutsch.
In der Folge führte zunächst Ursula Weidemann, die Assistentin Schaefers, die Geschäfte des Seminars. Die Tradition in Forschung und Lehre wurde von Fritz Gschnitzer (1962-1997) und von Christian Habicht (1965-1972) fortgesetzt, beide tätig im Bereich der griechischen Geschichte und Epigraphik. Nach der Berufung von Prof. Habicht an das Institute for Advanced Studies, Princeton, USA, wurde sein Lehrstuhl mit Géza Alföldy (1975-2002) besetzt. Die Nachfolge von Prof. Gschnitzer trat zum Sommersemester 1998 Angelos Chaniotis (zuvor New York University, USA) an, der im Februar 2006 als Senior Research Fellow an das All Souls College der University of Oxford berufen wurde. Nach der Emeritierung von Prof. Alföldy und dessen zweijähriger Lehrstuhlvertretung, welche zum Erhalt des Faches Vorderasiatische Archäologie beitrug, folgte im Wintersemester 2005/06 Christian Witschel (zuvor LMU München) dem Ruf auf die Professur für Römische Geschichte. Zum Wintersemester 2007/08 hat Prof. Kai Trampedach (zuvor Universität Konstanz) die Professur für Griechische Geschichte in Nachfolge von Prof. Chaniotis übernommen.
Weiterführende Literatur
- G. Alföldy, Die Alte Geschichte in Heidelberg. In: J. Miethke (Ed.), Geschichte in Heidelberg. 100 Jahre Historisches Seminar, 50 Jahre Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde, Berlin - Heidelberg 1992, 219-241.
- A. Chaniotis, Die Altertumswissenschaften an der Universität Heidelberg 1933-1945, in W.U. Eckart - V. Sellin - H. Wolgast (Hgg)., Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, Berlin 2006, 391-435 (zusammen mit Ulrich Thaler).
- K. Trampedach, Eugen Täubler (1879-1953), Vortrag gehalten bei der Eugen-Täubler-Lecture im Dezember 2008.